Aufwertung von Lebensräumen

Die zunehmende Lebensraum­ver­schlech­terung ist die Hauptursache für die Bestands­ein­brüche von Rebhühnern. Es mangelt an Strukturen für sichere Brutplätze und sichere Deckung und die Nahrungsverknappung, insbesondere von Insekten, führt zu einer erhöh­ten Küken­sterb­lichkeit. Es geht also vor allem darum, Flächen und Strukturen zu schaffen, die sich für eine erfolg­reiche Brut und Aufzucht der Jungtiere eignen und somit den Repro­duktionserfolg erhöhen. Nur eine hohe Reproduktionsrate kann auch zu einer Erhöhung des Rebhuhn­bestandes führen.

 

Flächenbedarf:

Lokale Rebhuhnvorkommen stehen durch die Fragmentierung ihrer Lebensräume meist nicht mehr miteinander im Austausch. Aufgrund der Erfahrungen im Rebhuhnschutzprojekt im Landkreis Göttingen geht man davon aus, dass einige hundert Brutpaare benötigt werden, damit eine Lokalpopulation langfristig einem nur geringeren Aussterberisiko ausgesetzt ist und dass ein Anteil von 3-5% rebhuhn­gerecht bewirtschafteter Blühstreifen an der landwirtschaft­lichen Nutzfläche des Landkreises einen deutlichen Anstieg der Bestands­zahlen bewirken würde. Der Flächenbedarf, der für die Stabilisierung und idea­lerweise Erhöhung eines Bestandes erforderlich ist, kann jedoch in anderen Gebieten ganz anders sein, da er auch immer im Zusammenhang mit den lokalen Gege­ben­heiten steht. Es ist empfehlenswert Schutzprojekte für das Rebhuhn in einen größeren räumlichen Rahmen von deutlich über 100 km² umzusetzen.

 

Generell gilt:

Werten Sie Lebensräume möglichst großflächig und nachhaltig auf und zwar am besten dort, wo Rebhühner natürlicherweise noch vorkommen! Wenn der umgebende Land­schafts­zusammenhang nicht stimmt, werden wenige kleine Flächen in einer sonst aus­geräumten Landschaft kaum den gewünschten Erfolg bringen. Idealerweise befinden sich diese Flächen in der Nähe zu anderen, extensiven und Struktur bietenden Land­schafts­elementen. Platzieren Sie die Flächen nicht in direkter Waldnähe und legen Sie Auf­wer­tungs­flächen nicht zu schmal an, da in beiden Fällen das Prädationsrisiko für Rebhühner sehr hoch ist. Zuchttiere sollten Sie im Rahmen der Aufwertung nicht aussetzen, vor allem nicht in Lebensräume, in denen Rebhühner noch natürlicherweise vorkommen (mehr zum Thema unter Wiederansiedlung).

 

 

Flächen, die sich für eine erfolgreiche Brut und Kükenaufzucht eignen, sollten folgende Eigenschaften haben:

 

Verzicht auf Pflanzenschutzmittel

Pflanzenschutzmittel (Herbizde und Insektizide) verringern die Dichten von Acker­wildkräutern und Insekten und sind verantwortlich für den Nahrungsmangel in der Aufzuchtzeit der Küken. Ein Verzicht steigert das Nahrungsangebot und die Nah­rungsvielfalt auf diesen Flächen. Wenn erforderlich, führen Sie stattdessen eine mechanische Unkraut­be­kämpfung (allerdings außerhalb der Brut- und Führungszeit und damit frühestens ab Mitte August) durch.

  • Parallel zur Anlage spezieller, möglicherweise geförderter Maßnahmeflächen sollten Sie Feld-, Wegränder und Grabenböschungen nicht mit Herbiziden oder Insektizden behandeln.

 

 

Heterogene Vegetationsstruktur

Eine heterogene Vegetationsstruktur ist außerordentlich wichtig, da moderne Feld­kulturen oftmals zu feucht und undurchdringlich für die Küken sind. Idealer­weise sollen sich Bereiche mit lückiger Vegetation und offenen Bodenstellen und Bereiche mit dichter Vegetation abwechseln und direkt nebeneinander liegen. Die dichteren Bestände bieten dem Rebhuhn Brutplatz und Deckung. Die offeneren Bereiche trocknen nach Regen schneller ab und haben ein günstigeres Mikroklima für die Küken, die in den ersten Lebenswochen von Unterkühlung bedroht sind. Zeitgleich verfügen sie über eine höhere Dichte von Insekten und anderen Kleintieren, die aufgrund der Lückigkeit auch gut erreichbar sind.

  • Eine Maßnahme, die sich gut eignet und im Rahmen von Agrarumwelt­maß­nahmen gefördert wird, ist die Anlage von Blühstreifen oder Blühflächen (mehr darüber weiter untern).
  • Brachen werden oftmals zu dicht, lockern sie diese ggf. durch Grubbern auf oder werten Sie diese durch eine Einsaat von Blühstreifen auf (Klären Sie vorher, ob dieses Vorgehen mit der Richtlinie konform ist!).
  • Erhöhen Sie die Fruchtvielfalt auf Ihren Feldern. Optimal sind Hackfrüchte, da sie freie Bodenstellen für schnelle Flucht und Staubbäder und gleichzeitig Deckung bieten.

 

 

Angemessene Flächengröße und Landschaftszusammenhang

Einzelne Maßnahmeflächen sollten nicht zu klein sein. Auch schmale, lineare Flächen sind schlechter als breitere, da in beiden Fällen das Risiko für Rebhühner von ihren Räubern gefunden zu werden erhöht ist. Es wird hier eine Mindestbreite von 10 Metern empfohlen, besser aber sind breitere Streifen oder ganze Schläge. Legen sie möglichst viele Einzelflächen an, die in Nähe zueinander und am besten auch in der Nähe zu um­lie­genden und Deckung bietenden Strukturen (also zu Brach­flächen, Feldhecken, Grünland, breiten Feldrainen, ungemähten Graswegen o.ä.) liegen, damit die Rebhühner den Standort wechseln können, ohne weite Strecken deckungslos überwinden zu müssen. Platzieren Sie Flächen nicht in Waldrand­nähe! Einzelflächengrößen von 1 ha haben sich im Göttinger Projekt bewährt. Sie bieten genügend Raum für die Brut und Kükenaufzucht.

 

 

Erfolgversprechende Maßnahme: Blühstreifen im Acker


Es gibt förderungsfähige Maßnahmen, die geeignet sind, um Lebensraumauf-wertungen für das Rebhuhn herbeizuführen. Es sind dies z.B. die Blühstreifen oder Blühflächen, die im Rahmen der Agrarumweltprogramme (AUM) von vielen Bundesländern zur Förderung angeboten werden. Die Um­setzung der AUM wird von den einzelnen Bundesländern indi­viduell ausgestaltet, was bedeutet, dass sich die Bewirtschaftungs- und Rahmen­be­ding­ungen zum Teil erheblich unter­scheiden können. Oftmals sind die Auflagen auch nicht optimal an die Bedürfnisse des Rebhuhns angepasst. Es ist dann zu klären, ob rebhuhn­gerechte Modifikationen vor­ge­nommen werden können. Mehr zu rebhuhngerechter Bewirtschaftung von Blühstreifen in Niedersachsen.

 

 

Weitere Maßnahmen, die Rebhühnern helfen:

  • Erhalten Sie flächige, extensive Strukturen mit dauerhaften Altgrasanteilen am Boden wie Brachen, extensives Grünland und Stilllegungsflächen.
  • Pflanzen und erhalten Sie Feldhecken. Rebhühner halten sich im Winter gerne an solchen Strukturen auf. Feldhecken sollten regelmäßig gepflegt werden, da Über­hälter Greifvögel anziehen und sich damit der Feinddruck auf die Rebhühner erhöht.
  • Verbreitern Sie Feldraine und lassen Sie Feldraine und Stoppelfelder über den Winter stehen.
  • Mähen Sie Wegränder und Grabenböschungen nicht während der Brut- und ersten Führungszeit, also nicht vor Mitte August!
  • Belassen Sie landwirtschaftliche Wege möglichst unversiegelt, da sie wichtige Grenzstrukturen bilden.
  • Bieten Sie Rebhühnern zusätzliche, künstliche Futterquellen an. Versuche mit Zusatzfütterungen werden bereits in mehreren Projekten durchgeführt. Das Ziel sollte aber auch hier sein in erster Linie die Lebensräume aufzuwerten und den Rebhühnern auch ohne künstliche Fütterungen eine solide Lebensgrundlage zu bieten. Zusatzfütterungen müssen ausführlich geplant und gewis­senhaft durch­geführt werden, wenn sie erfolgreich sein sollen. Informieren Sie sich bitte aus­führ­lich darüber, unter welchen Bedingungen dies gelingen kann (mehr Informationen dazu hier).

 

 

  • Das Wichtige in Kürze:

 

  • Idealer Projektrahmen: mind. 100 km2
  • Projektgebiet: wo Rebhühner vorkommen
  • In der Nähe zu extensiven Strukturen
  • Flächen mit heterogener Vegetationsstruktur
  • Einzelflächen möglichst breit & nicht am Wald!
  • Kein Einsatz von Herbiziden und Insektiziden!
  • Weitere extensive Strukturen schaffen und fördern
  • Keine Zuchttiere aussetzen!
  • Geeignete Fördermaßnahme: Blühstreifen!

 

 

  • Weitere Informationen: