Über das Rebhuhn
Systematik und Aussehen
Rebhühner gehören zur Ordnung der Hühnervögel und kommen in Europa in acht verschiedenen Unterarten vor, die sich sowohl genetisch als auch im Aussehen voneinander unterscheiden. In Deutschland lebt die Unterart Perdix perdix perdix (Linné 1758). Rebhühner sind leicht von anderen Feldvögeln zu unterscheiden. Ihre Gestalt ist klein und gedrungen, der Kopf ist rund und wie die Kehle orangebraun gefärbt. Auf dem aschgrauen Vorderkörper befindet sich zumeist ein dunkelbraun gefärbter Bauchfleck in Form eines Hufeisens. Dieser Fleck kann mehr oder weniger stark ausgeprägt sein, beim Weibchen ist er meist kleiner oder kann komplett fehlen. An den Seitenflanken ist das Rebhuhn braun gebändert. Rebhühner sind tag- und dämmerungsaktive Laufvögel, die sich überwiegend am Boden aufhalten. Bei Beunruhigung laufen sie schnell davon oder vertrauen auf ihre Tarnung und ducken sich flach auf den Boden. Erst bei akuter Gefahr ergreifen sie fliegend die Flucht. Meist wird man Rebhühner deshalb erst dann bemerken, wenn sie dicht vor einem mit burrendem Flügelschlag auffliegen, um sich nicht weit davon entfernt wieder zu niederzulassen.
Habitat
Das Rebhuhn war ursprünglich ein Bewohner von Steppen und Waldsteppen Asiens und lebt heute in Europa als Kulturfolger auf Ackerland, Heiden, Grünland und Ruderalflächen und bevorzugt hauptsächlich klimatisch günstige Gebiete und tiefere Lagen unter 600m. Seine größte Dichte erreicht es auf trockenen, eher warmen und gleichzeitig fruchtbaren Böden. Als ursprünglicher Steppenvogel mag das Rebhuhn Gebiete mit guter Sicht und meidet geschlossene Waldbestände. In seinem Lebensraum ist es nicht auf Wasser angewiesen, nimmt aber gerne und ausgiebige Sand- und Staubbäder.
Das Rebhuhn ist sehr standorttreu und beansprucht ein rel. kleines Areal, dass es i.d.R. auch im Winter nicht verlässt. Ein optimaler Lebensraum sollte also ganzjährig die Ansprüche der Art an Nahrung, Brutplatz und Deckung erfüllen. Seine größte Siedlungsdichte erreicht es deshalb in reich strukturierten Landschaften, die kleinräumig ein Nebeneinander von Feldern, Wiesen, Klee- und Luzerneschlägen und Grenzlinien, wie Feldraine, Gräben, Wegränder und Feldhecken bietet.
Verhalten und Lebenszyklus
Der Revierruf des Rebhuhns, den man v.a. während der Balzzeit im späten Winter bzw. beginnendem Frühjahr in der Dämmerung hören kann, ist scharf und kurz und klingt wie „kierr-Ík“. In dieser Zeit lösen sich die Familienverbände des Vorjahres auf und die Paare finden sich neu. Das Nest wird in deckungsreicher Bodenvegetation angelegt und besteht aus einer flachen Bodenmulde, die mit etwas Nistmaterial ausgekleidet wird. Die Eiablage kann bereits im April beginnen und sich in Ausnahmefällen (z.B. bei Ersatzbrut nach Störung oder Verlust des Erstgeleges) bis in den Juli hinein erstrecken, in der Regel findet sie jedoch im Mai statt. Es gibt nur eine Jahresbrut. Die Gelegegröße kann stark variieren (8-24 Eier), im Durchschnitt besteht ein Gelege aber aus 15, mäßig glänzenden, meist blass olivgrünen oder grünlich- bis bräunlichgrauen Eiern, die ca. 25 Tage alleine vom Weibchen bebrütet werden. Die Küken sind Nestflüchter, verlassen also das Nest gleich nach dem Trockenwerden und werden von den Eltern in der Folgezeit geführt. Dabei lernen sie von diesen wichtige Nahrungs- und Ruhezonen des Reviers kennen. Die ersten Lebenswochen sind für das Überleben der Küken besonders kritisch. In dieser Zeit sind sie anfällig für Unterkühlung und benötigen im Gegensatz zu älteren Küken oder Alttieren fast ausschließlich proteinreiche, tierische Nahrung, wie Ameisen, kleine Käfer und Spinnen, Schmetterlingsraupen und Zikaden, um ihren Energie-bedarf zu decken. Die Altvögel suchen deshalb mit ihrem Nachwuchs gerne Ameisenhaufen und vegetationsfreie Flächen zum Abtrocknen und Aufwärmen auf und hudern die Küken regelmäßig. Nach etwa zwei Wochen sind die Küken flugfähig, nach ca. fünf Wochen selbstständig, verbleiben aber im Familienverband. Die Küken stellen sich nun mehr und mehr auf pflanzliche Kost um, mit zwei Monaten ist bereits 85% ihrer Nahrung pflanzlich. Familienverbände, die in der Jägersprache auch als „Ketten“ bezeichnet werden, schließen sich z.T. im Winter bis zum Beginn der nächsten Balz zu größeren „Völkern“ zusammen. Außerhalb des Familienverbandes oder Volkes sind Rebhühner ausgesprochen ungesellig. Jedes Paar bzw. jede Familie versucht den Kontakt mit anderen Rebhühnern zu vermeiden, was bedeutet, dass sie sich in deckungsarmen Gebieten weiter verteilen als in deckungsreichen.
Nahrung
Aufgrund seiner großen Anpassungsfähigkeit ist das Nahrungsspektrum des Rebhuhns breit gefächert. Adulte Rebhühner nehmen über das gesamte Jahr gesehen hauptsächlich pflanzliche Nahrung zu sich. Diese besteht zu etwa je einem Drittel aus kleinen Samen von Unkräutern und Gräsern, Getreidekörnern und grünen Pflanzenteilen und zu nur etwa 10% aus tierischer Kost. Zusätzlich werden reglemäßig Magensteine aufgenommen.
Die Menge der einzelnen Bestandteile variiert im Jahresverlauf und kann sich auch von Gebiet zu Gebiet unterscheiden. Unkrautsamen (z.B. Knöterich- und Hahnen-fußgewächse) spielen eine große Rolle, da sie das ganze Jahr über fester Bestandteil der Nahrung sind und insbesondere im Herbst über 50 Vol% der Nahrung ausmachen können. Getreidekörner werden v.a. im Sommer und Herbst vertilgt, während grüne Pflanzenteile im Winter und Frühling den Hauptbestandteil der Nahrung ausmachen. Tierische Kost wird von Alttieren hauptsächlich im Sommer aufgenommen.
Für die erfolgreiche Aufzucht der Küken sind tierische Nahrungsbestandteile in den ersten Lebenswochen allerdings von zentraler Bedeutung, sie machen zu dieser Zeit über 90% der Kükennahrung aus.
Natürliche Feinde
Zu den natürlichen Feinden des Rebhuhns zählen Raubsäuger sowie Greif- und andere Vögel. An erster Stelle wird oftmals der Rotfuchs und der Habicht für Verluste von Alttieren verantwortlich gemacht. Aber auch andere Greifvögel schlagen gelegentlich adulte Rebhühner oder deren Jungvögel. Gelege- und Brutverluste können durch Rabenvögel, Wiesel, Marder, Wild- und Hauskatzen, aber auch durch Wildschweine, Igel, Wanderratten oder Waschbären auftreten. Die Bandbreite an möglichen Prädatoren für das Rebhuhn ist groß, kann sich aber in einzelnen Regionen z.T. sehr unterscheiden.